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Gewölbedecken

Kellerdecken wurden in der Entstehungszeit der Umgebindehäuser als Gewölbe ausgebildet. Bis auf eine Ausnahme setzen alle Gewölbeformen wie Tonnengewölbe, Kreuzgewölbe, Stern- und Netzgewölbe einen sehr hohen Aufwand bei ihrer Errichtung sowie großes handwerkliches Geschick der Bauausführenden voraus. Verwendete man aber an Stelle des Halbkreises nur einen Teil desselben, entstand eine leichter zu bauende Gewölbeform - die sogenannten Kappengewölbe. Man unterscheidet zwischen Böhmischer- und Preußischer Kappe. Die Ausführung der Preußischen Kappengewölbe gestattete relativ große Räume, wenn Stahlträger oder Gurtbögen als Auflager zu Verfügung standen. Diese flachen Gewölbe wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufig ausgeführt und sind auch in Umgebindehäusern anzutreffen. Aber auch Tonnengewölbe und andere Gewölbeformen sind sowohl in Kellern als auch in den Erdgeschossräumen des Massivteils zu finden.

Fast immer fertigte man die Gewölbe aus dem Material, das auch für den übrigen Mauerwerksbau verwendet wurde – bei Umgebindehäusern meist Bruchstein. Als Mörtel kam eine Lehm-Sandmischung, günstigenfalls Kalkmörtel zum Einsatz. Als Schalung diente beim Keller oft der Baugrund, das heißt, dass erst nach Gewölbeschluss der Boden von den Stirnseiten aus weggegraben wurde. Für Gewölbe des Erdgeschosses hat man Brettschalungen gebaut oder sogar ohne Schalung gearbeitet: /5/

Die Gewölbedecken wurden bis zu ihrem Scheitel mit unterschiedlichem Füllmaterial aufgefüllt. Verwendet wurde Lehm, Sand, Bauschutt und bei Preußischen Kappen gelegentlich Kalkmörtel.

Schäden können in Form von Rissbildungen vor allem im Gewölbescheitel, als Verformungen und schlimmstenfalls als Ausbruch wahrgenommen werden. Besonders bei Kellergewölben sind Durchfeuchtungen und Schadsalzauswirkungen zu verzeichnen, die sich in sehr starker Korrosion der Doppel-T-Träger und Zermürbung der Fugenmörtel und Werksteine, aber auch Ziegel äußern können.

Müssen solche Kellergewölbe saniert werden, kommen dafür die gleichen konstruktiven Lösungen in Betracht, wie sie für Gewölbedecken allgemein üblich und erprobt sind. Im Bild 4 sind mögliche Sanierungsvarianten dargestellt.
Die Sanierungsvarianten 1 bis 3 setzen die Aufnahme des angetroffenen Verfüllmaterials und damit auch den Ausbau der Fußböden über der Decke voraus. Im Falle der Gewölbesicherung durch den Einbau von Zuggliedern (Variante 4) kann der ursprüngliche Aufbau der Gewölbedecke theoretisch beibehalten werden. Da der über dem Gewölbe befindliche Fußboden jedoch im Regelfall komplett erneuert werden muss, ist auch hier der Ersatz des vorhandenen Verfüllmaterials anzuraten

  • Variante 1
    Sofern das Gewölbe als uneingeschränkt tragfähig eingeschätzt wird, können die Gewölbezwickel mit Leichtbeton aufgefüllt werden. Eine raue kraftübertragende Fuge zwischen Gewölbemauerwerk und Leichtbeton vorausgesetzt, führt das zu einer allgemeinen Stabilisierung und Tragfähigkeitserhöhung der Decke. Durch den Leichtbeton erhält man eine ebene und stauchungsfreie Fläche für den Fußbodenaufbau. Die Deckenlast wird nicht wesentlich vergrößert, außerdem bleibt der Abstand zwischen Gewölbescheitel und der Oberkante des darüber befindlichen Fußbodens gering. Das ist vor allem dann von Interesse, wenn die Raumhöhe des Erdgeschoss durch Tieferlegen des Fußbodens vergrößert werden soll.
     
  • Variante 2
    Bei eingeschränkter Tragfähigkeit des Gewölbes kann eine Stahlbetondecke unmittelbar über dem Gewölbescheitel gebaut werden. Die Zwickel müssen auch hier mit Leichtbeton oder einem leichten Schüttstoff z.B. Perlite aufgefüllt werden. Sie bilden die Unterlage für den Deckenbeton. Die Tragfähigkeit der neuen Decke ist hoch. Sie eignet sich besonders für Nassräume und asymmetrische Lasteintragungen, beispielsweise durch eine neu zu bauende Innenwand oder den Einbau eines Kamines. Andererseits kommt es zu einer wesentlichen Lastzunahme, einer Scheibenwirkung und erheblichen Zunahme der Bauhöhe. Die Tragfähigkeit der Fundamente und die Mauerwerksfestigkeit im Auflagerbereich der neuen Decke müssen sichergestellt sein.
     
  • Variante 3
    An Stelle einer Massivdecke kann auch eine Holzbalkendecke das alte Gewölbe überspannen. Die Anwendung setzt ein ausreichend trockenes Mauerwerk voraus. Bezüglich Lastenerhöhung ist diese Variante günstiger zu beurteilen. Allerdings sind auch die Nutzlasten geringer und die Eignung für Feuchträume ist eingeschränkt. Auch bauphysikalische Probleme durch Kondenswasserbildung in den Zwickeln sind möglich.
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  • Variante 4
    Gewölbe mit Standsicherheitsproblemen können bis zu einem gewissen Grad der Schädigung mit Zugbändern gesichert werden. Diese Möglichkeit ist jedoch mit erheblichen Problemen verbunden. Insbesondere sind das Brandschutz, Korrosion, Kopffreiheit und Gestaltung. Bei Teilunterkellerungen ist die Ausführung nur mit sehr großen Aufwendungen möglich. Im Bereich der (großen!) Ankerplatten muss das Mauerwerk ausreichend tragfähig sein, notfalls sind Verpressungen erforderlich. Die vereinfachte Berechnung eines Gewölbes ist im folgenden Bild 5 dargestellt.