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Keller

Situation

Umgebindehäuser wurden nicht immer unterkellert. Sind Keller vorhanden, handelt es sich oft nur um sogenannte Kellerlöcher oder Teilunterkellerungen bzw. um Halbkeller, d.h. um Räume, die 1 bis 1,5 m tiefer als die übrigen Erdgeschossräume liegen. Ursache für den Verzicht auf die für die damalige Zeit doch wichtigen kühlen und feuchten Lagerräume ist die Tatsache, dass Massivbaumaterial im Vergleich zu den sonstigen Baustoffen wie Holz, Lehm und Stroh für diese Häuser vergleichsweise nur teuer zu beschaffen war. So finden sich großzügige Unterkellerungen auch eher in Bauernhäusern und großen repräsentativen Gebäuden. Natürlich konnte auch der Baugrund den Bau eines Kellers versagen.

Während Keller in den Entstehungszeiten dieser Häuser der Kühlung und Bevorratung von Lebensmitteln dienten, gibt es für deren Nutzung heute andere Prioritäten. Keller, die für Einfamilienhäuser in den letzten Jahrzehnten gebaut wurden, sollen für eine „hochwertige Nutzung“ vor allem trocken, beheizbar und möglichst hell und gut belüftbar ausgeführt sein. Damit ergeben sich für die Planung im Neubau natürlich ganz andere konstruktive Lösungen, die mit der bei Umgebindehäusern vorgefundenen Substanz nicht vergleichbar sind und bei diesen nachträglich auch mit sehr großem Aufwand nicht annähernd erreicht werden können. Falls keine bautechnische Notwendigkeit besteht, ist eine Sanierung der Keller ausschließlich unter dem Aspekt der Nutzung des Raumes für kleine Objekte kaum lohnend.

Diagnose

In konstruktiver Hinsicht handelt es sich bei diesen alten Kellern um Natursteingewölbe, selten wurden Ziegel verwendet. Natürlich gibt es lokale Unterschiede und die Tendenz, dass Naturstein im Verlauf der Zeit zunehmend vom Ziegel verdrängt wurde. Da der Zement der Neuzeit erst seit ca. 150 Jahren zur Verfügung steht, wurde Mauerwerk früher nur mit Lehm-, Kalk- oder Trassmörtel hergestellt. Das Mauerwerk blieb in aller Regel unverputzt. Trifft man auf Innenputze, ist es meist eine „Nachrüstung“ aus dem vergangenen Jahrhundert. Diese Putze sind, sofern noch vorhanden, in der Regel durch fortwährende Feuchte- und Schadsalzeinwirkungen zermürbt und brüchig. Die Gewölbe können in unterschiedlicher Geometrie und handwerklicher Qualität ausgeführt sein, ebenso variieren der verwendete Naturstein bzw. die Ziegel in ihren Eigenschaften. Gerade bei Naturstein ist es ganz entscheidend, welche Gesteinsart in welcher petrographischen Beschaffenheit in dem in unmittelbarer Nähe der Baustelle befindlichen Steinbruch - sie wurden auch als Bauernbrüche bezeichnet - zur Verfügung stand. Daher kann sich ein sehr unterschiedliches Bild des Zustandes von Unterkellerungen ergeben.

Schadensbilder wie Materialverluste in Form von Putzschäden, Fugenausbrüchen, Gefügelockerungen und Absandungen, aber auch Risse und oberflächennahe Zerstörungen des Natursteins bzw. der Ziegel selbst sind festzustellen. Auch sie haben ihre Ursache in der - man kann sagen - Jahrhunderte langen Einwirkung von Feuchtigkeit und Salzen. Auch spätere Veränderungen am Mauerwerk, beispielsweise durch den Einbau von Fenstern unter Nutzung modernerer Wandbaustoffe können signifikante Schadensbilder, wie Rissbildungen und Abplatzungen durch statisch bedingte Überlastungen, stoffliche Unverträglichkeiten bzw. auch durch handwerkliche Mängel bei der Ausführung zur Folge haben.

Zwei Fotos zum Zustand von Kellern in Umgebindehäusern sollen die Situation verdeutlichen.

Die Diagnose der in den Kellern anzutreffenden Schadensbilder konzentriert sich auf die Frage nach den Ursachen der Durchfeuchtungen und Versalzungen sowie deren Auswirkungen auf das Mauerwerk. Aber auch statische Probleme, die sich in Rissbildungen und Verformungen der tragenden Wände und Gewölbedecken offenbaren, müssen abgeschätzt und die notwendigen Schlussfolgerungen gezogen werden. In der Regel genügt dafür die visuelle Beurteilung durch einen Fachmann. Bei Bedarf können mit relativ geringem Aufwand Feuchtebestimmungen (Darrversuch) und halbquantitative Schadsalzanalysen vorgenommen werden.

Mit derartigen Salzuntersuchungen lassen sich qualitativ nur die Anionen bestimmen, mittels Indikation kann ferner annähernd ihre Konzentration ermittelt werden. Dieses einfache Verfahren genügt in der Regel, um im Vergleich mit den Grenzwerten nach WTA-Merkblatt „Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik“ /1/ den Grad der Salzbelastung und damit auch die Notwendigkeit von baulichen Maßnahmen abzuschätzen. Genauere Verfahren wie Röntgenfluoreszenzanalyse, Atomabsorptionsspektroskopie und nasschemische Verfahren, mit denen auch die Kationen der Salze bestimmt werden können, sind wesentlich aufwändiger.

Sanierung

Grundsätzlich hängt der Aufwand der Kellersanierung nicht nur von dessen Zustand, sondern vor allem von den Nutzungsansprüchen des Bauherrn ab. Soll eine hohe Qualität erreicht werden, ist der Aufwand sehr hoch. Ein geringerer Nutzungsstandard, beispielsweise als mäßig feuchter Abstell- und Lagerraum, ist dagegen meist mit vertretbaren Baumaßnahmen herbeizuführen.

Wie schon betont, ist eine zeitgemäße Nutzung mit der vorhandenen Substanz nicht realisierbar, es sei denn, man demontiert das Umgebindehaus und setzt es auf einen Kellerneubau auf. Das ist theoretisch möglich, ein Raumproblem lässt sich für den Bauherren jedoch durch Anbau, Dachausbau bzw. der Errichtung eines Nebengebäudes kostengünstiger lösen. Selbstverständlich können bei den angeführten Möglichkeiten vor allem gestalterische Fragen und die Anforderungen des Denkmalschutzes die Freiheitsgrade einengen. Geringeren Aufwand erfordert eine teilweise Sanierung des Kellers. Die erforderlichen Maßnahmen werden nachfolgend beschrieben.