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Möglichkeiten und Grenzen nachträglicher Dämmmaßnahmen

Außendämmung

Wird bei der Sanierung eine Wärmedämmung angebracht, ist eine Außendämmung aus mehreren Gründen einer Innendämmung vorzuziehen:

  • Wärmebrückenwirkungen werden reduziert (vgl. Bilder 6.1-1 und 6.2-1).
  • Die Holzbauteile der Konstruktion befinden sich im warmen Bereich. Die Gefahr der Durchfeuchtung ist gering.
  • Kondensatbildung innerhalb der Konstruktion auf Grund von Diffusionsvorgängen wird minimiert bzw. verhindert.
  • Die Speichermasse der Bauteile steht für den sommerlichen Wärmeschutz zur Verfügung. 
  • Die auf die Wärmedämmung aufgebrachte Schicht (Putz, Holzverschalung, Schiefer …) ist ein wirksamer Schlagregenschutz.

Einsatzgrenzen für die Außendämmung sind durch folgende Faktoren bestimmt:

  • Die äußere Ansicht von denkmalgeschützten Gebäuden darf mitunter nicht verändert werden.
  • Das Wärmedämmverbundsystem muss so gewählt werden, dass die Schalldämmeigen-schaften der Wand nicht durch Resonanzerscheinungen verschlechtert werden [21].
  • Die Dämmstoffdicke muss mitunter aus ästhetischen Gründen (z.B. Größe der Fensteröffnungen …) oder konstruktiven Gründen (z.B. Dachüberstände, Anschlüsse an andere Gebäudeteile …) begrenzt werden.

Innendämmung

Ist die vom bauphysikalischen Standpunkt günstigere Außendämmung nicht realisierbar, muss die erforderliche Dämmung der Bauteile  auf der Innenseite erfolgen.

Dabei müssen folgende Nachteile in Kauf genommen werden:

  • Wärmebrückenwirkungen werden erhöht (vgl. Bilder 6.1-1 und 6.2-1).
  • Die Holzbauteile der Konstruktion befinden sich im kalten Bereich. Sie trocknen bei einer Durchfeuchtung durch Schlagregen oder Diffusionskondensat schlechter aus.
  • Es besteht die Gefahr der Kondensatbildung innerhalb der Konstruktion auf Grund von Diffusionsvorgängen. Die diffusionstechnische Eignung der Bauteile muss überprüft werden.
  • Die Speichermasse der Bauteile steht für den sommerlichen Wärmeschutz nicht zur Verfügung. 

Sind Holzbauteile in gedämmten Bereichen (Fachwerkwände, Blockstubenwände, Holzbalkendecken in massiven Gebäuden …) vorhanden, soll der Wärmedurchlasswiderstand der Innendämmung auf R=0,8 (m2*K)/W begrenzt werden [16]. Wird ein größerer Wärmedurchlasswiderstand der Dämmung gewählt, ist im Winterfall die Temperatur der Holzbauteile zu klein. Feuchtigkeit (Schlagregen, Diffusionskondensat) kann schlecht austrocknen, das Holz kann geschädigt werden.
Der Wärmedurchlasswiderstand des gesamten Querschnitts soll mindestens R=1,0 (m2*K)/W betragen.

Innendämmung von Fachwerkwänden

Die traditionellen Ausfachungen von Fachwerkwänden erfüllen die Anforderungen des Mindestwärmeschutzes nicht, wenn die Räume modernen Nutzungsansprüchen und den dafür gültigen Normen genügen sollen. Eine Dämmung ist demzufolge erforderlich. Die gewählte Lösung muss garantieren, dass die Konstruktion nicht zerstört wird.

Aus bauphysikalischer Sicht ist Außendämmung mit Verkleidung (z.B. Holz oder Schiefer) die günstigste Variante. Probleme durch Schlagregenbeanspruchung, Kondensatbildung im Bauteilinnern oder Wärmebrückenwirkung sind bei planungsgemäßer Ausführung nahezu ausgeschlossen.

Fassaden, deren Fachwerk sichtbar sein soll, können nur durch Innendämmung oder Austausch der Gefachfüllung wärmetechnisch verbessert werden (Bild 6.2.1-1). Diese Möglichkeiten sind jedoch bei hoher Schlagregenbeanspruchung äußerst problematisch.

Wird die Innendämmung mit nicht kapillar saugfähigem Dämmstoff und Dampfbremse ausgeführt, muss die Dampfbremse das Austrocknen nach innen ermöglichen und schimmelbeständig sein. Ihre diffusionsäquivalente Luftschichtdicke soll bei sd=0,5...2,0m liegen.

Nachteile dieser Konstruktion bestehen darin, dass die von außen eindringende Feuchte nicht gespeichert und wieder abgegeben werden kann. Sie sammelt sich am Schwellenholz und kann so zu Schäden führen (Bild 6.2.1-2). Außerdem kann warme feuchte Raumluft in den Luftraum zwischen Gefach und Innendämmung eindringen und kondensieren (Bild 6.2.1-3). Deshalb ist eine überaus sorgfältige Verlegung der Dampfbremse erforderlich.

Der Einsatz einer kapillar saugfähigen Innendämmung (Wärmedämmputz, Kalzium-Silikatplatten) ermöglicht die Aufnahme, Verteilung und Abgabe eindringender Feuchtigkeit, so dass die Holzkonstruktion nicht geschädigt wird (Bilder 6.2.1-4 und 6.2.1-5). Außerdem ist keine Dampfsperre erforderlich.

Tabelle 6.2.1-1: Vor- und Nachteile von Gefachfüllungen

Gefachfüllung

Vorteile

Nachteile

Porenbeton

leicht zu bearbeiten

bei Wassersättigung nicht frostbeständig àin Putzrisse eindringendes Wasser führt zu Frostabplatzungen 

Leichtortbeton

günstig für die im Fachwerkbau stark gegliederten Flächen

hoher Feuchteeintrag während der Bauzeit,

Rissbildungen durch Bewegung des Fachwerkholzes

Leichtmauerwerk

 

hoher Lochanteil führt in Verbindung mit Holz zu Wasseransammlung à kleinformatige Steine verwenden

Lehm

historisches Material

hoher Feuchteeintrag während der Bauzeit

Lehmziegel

historisches Material, kein hoher Feuchteeintrag während der Bauzeit

 

Ist die historische Gefachfüllung nicht erhaltenswert, kann sie beispielsweise durch Porenbeton, Leichtortbeton, Leichtmauerwerk oder Lehmwerkstoffe ersetzt werden (Bilder 6.2.1-6 und 6.2.1-7). Vor- und Nachteile sind in Tabelle 6.2.1-1 zusammengefasst.

Innendämmung von Blockstubenwänden

Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz sind bei der herkömmlichen ungestörten Blockstubenwand erfüllt:

Tabelle 6.2.2-1: Erforderliche Bohlendicke zur Erfüllung der Anforderungen des Mindestwärmeschutzes

Anforderung

Rmin in (m2*K)/W

Erforderliche Bohlendicke in cm

Schutz vor Schimmelbildung in ungestörten Bauteilbereichen

0,54

7

Bauhygienischer Mindestwärmeschutz (bei zwei und mehr Außenwänden)

0,97

13

Wird zur energetischen Ertüchtigung der Blockstubenwand eine Innendämmung angebracht, muss die Sockelausbildung im Zusammenhang mit der Sanierung des Fußbodens so erfolgen, dass die untere Bohlenlage nicht durch Feuchtigkeit geschädigt wird.
Eine vollflächig aufgebrachte kapillaraktive Dämmung ist der Konstruktion mit einer nicht kapillaraktiven Dämmung mit einer Dampfbremse vorzuziehen. Dadurch wird der konvektive Eintrag von Feuchtigkeit zwischen Bohlen und Dämmung verhindert.

Innendämmung von Massivwänden

Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz sind bei der massiven Außenwand in Abhängigkeit von der Wandstärke und dem verarbeiteten Material teilweise nicht erfüllt.

Wird eine Innendämmung realisiert, gilt die Begrenzung des Wärmedurchlasswiderstandes der Dämmung von R = 0,8 (m2*K)/W für dieses massive Bauteil ebenfalls, wenn Holzbalkendecken mit den Wänden verbunden sind. Eine vollflächig aufgebrachte kapillaraktive Dämmung ist der Konstruktion mit einer nicht kapillaraktiven Dämmung mit einer Dampfbremse vorzuziehen. Dadurch wird der konvektive Eintrag von Feuchtigkeit zwischen Mauerwerk und Dämmung verhindert.

Nachträgliche Dämmung von Dächern

Der nachträgliche Dachausbau eines Umgebindehauses weist gegenüber anderen Gebäuden keine Besonderheiten auf.

Vor dem Ausbau müssen die statisch noch möglichen zusätzlichen Lasten überprüft werden. Als Zwischensparrendämmung kann eine hinterlüftete bzw. eine nicht hinterlüftete Konstruktion ausgeführt werden. Obligatorisch für beide Ausführungen ist die luftdichte Verlegung der Dampfsperre auf der warmen Seite des Dämmstoffs, um Feuchteeintrag durch Konvektion in die Konstruktion zu verhindern. 

Bei der hinterlüfteten Konstruktion werden 2 cm der Sparrenhöhe zur Hinterlüftung benötigt und können nicht mit Dämmstoff ausgefüllt werden. Vorteilhaft ist, dass eventuell anfallende Feuchtigkeit in der hinterlüfteten Ebene abtransportiert werden kann. 
Die nicht hinterlüftete Konstruktion muss eine diffusionsoffene Unterspannbahn aufweisen.

Vorteilhaft sind feuchteadaptive Dampfsperren und Unterspannbahnen, deren sd-Wert variabel ist. Je nach Dampfdruckgefälle wird so das Austrocknen anfallender Feuchte nach innen/außen ermöglicht.