Baukonstruktive Sanierung
Prof. Dr.-Ing. Christian Schurig, Prof. Dr.-Ing. Matthias Fichna
Fachwerk und Umgebinde
Umgebindehäuser können mit oder ohne Fachwerkaufbau im Obergeschoss errichtet worden sein. Dabei sind zwei unterschiedliche Konstruktionsarten möglich. Die geschichtlich ältere Geschoss- oder Langständerbauweise ist dadurch gekennzeichnet, dass die lotrechten Ständer vom Fuß (über das evtl. vorhandene Obergeschoss) bis zum Dach durchgehen.
Auch Ausführungen mit Drempel sind üblich, sie werden als 1½-geschossige Umgebindehäuser bezeichnet.
Bei der geschichtlich wahrscheinlich jüngeren Stockwerk- oder Rähmbauweise sind Säulen bzw. Stiele nur von der Höhe eines Stockwerkes.
Das Aufsetzen eines Kniestockes führt zum 1 ½ -stöckigen Umgebindehaus. Gelegentlich treten in der Stockwerkbauweise profilierte Säulen auf.
Zwischen den beiden grundsätzlichen Bauweisen existieren Übergangsformen. Die bekannteste ist die, bei der nur noch die Eckständer durchgehend sind, alle anderen dann in der Höhe stockwerkartig sind.
In der Geschossbauweise ist das Umgebinde Teil des kompletten Fachwerkwandaufbaus. In der Stockwerkbauweise wurde zunächst das Umgebinde mit klassischen Kopfbändern realisiert (Variante A), erst später erfolgte der Übergang zu Bauweisen mit Knaggen und Spannriegel (Variante B), gemeinhin als Sinnbild der eigentlichen Umgebindebauweise. Das Fachwerk von Oberstock und Giebel konnte als Sichtfachwerk bleiben, als Wetterschutz wurde häufig der Holzverschlag oder die Verschieferung angewendet.
Die Wände werden komplettiert durch die Ausfachung. Angewendet wurden Ausfachungen als Stakung mit Strohzopf und Lehmbewurf, wie auch Ausmauerungen. Innenwände weisen den gleichen Aufbau auf. Sie sind an Ständer oder Stiele rechtwinklig angebunden.
Häufige Schadensbilder sind:
- Schäden an der Ausfachung
- Schäden an Fachwerkknoten
- Fäulnis am Stützenfuß
- fehlerhafte Sanierungen
- zu geringe Raumhöhe im Oberstock
- Schäden an Kopfbändern und Knaggen
Dazu können typische Schadensbilder kommen, wie:
- defekter Wetterschutz
- entfernte oder gekürzte Holznägel
- geschwächte Stiele durch Überblattung am Anschluss Brustriegel
- biotische Schädigungen