Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten - Techniken an Gebäuden der Volksbauweise in der Zeit des 21. Jahrhunderts

Bei der Restaurierung der alten denkmalwerten Bausubstanz sollte man sich möglichst an den historischen Techniken und Baumaterialien orientieren.
 

Die Holzsubstanz an der Fassade von Blockbau, Umgebinde, Fachwerk- und Holzverkleidungen

Grundvoraussetzung für die anstrichtechnische Konservierung und Gestaltung ist die vorangegangene holztechnische Sanierung unter Verzicht auf moderne Dichtstoffe. Holzverbindungen und Risse werden dahingehend überprüft, ob der Ablauf und die Verdunstung von Regenwasser gewährleistet ist, damit keine Holzverstockung eintreten kann. Hier obliegt dem Maler die letzte Kontrolle.

Noch heute hat Leinöl als Firnis für den Schutz der Hölzer, Flachs und Werg (ein Flachs- und Hanfabfall) sowie Tierhaare als Dichtstoff und Kalk als Bindemittel und Farbe bei der Restaurierung und Sanierung dieser Gebäudebauweise entscheidende Bedeutung. Fossile Farbstoffe und Rinderblut sollten heute im Außenbereich nicht mehr zum Einsatz kommen, auch wenn sie bei Befunduntersuchungen nachgewiesen sind. Hier sollte man auf Materialtreue zugunsten der Haltbarkeit verzichten. Als Tiefenschutz bewährt sich nach wie vor das Einstreichen der Hölzer mit heißem Leinölfirnis. Der Einsatz von echten Erdfarbpigmenten bei der Herstellung von Naturöllasuren oder Ölfarben mit Firnis und Standöl ist auch heute immer noch eine praktikable Lösung. Unter ihrer Verwendung kann man alle Variationen der historischen Farbgebungen nachvollziehen. Der Zusatz von Farbpulvern und Füllstoffen (Pigmente) in die Bindemittel bei der Entwicklung der Lasuren und Ölfarben wurde immer größer. Dabei wurden viele territorial gewinnbare Farbpigmente eingesetzt. Das waren vor allem Erdfarben und Eisenoxydpigmente wie Ocker, Oxidrot und Oxidschwarz. Dazu kamen dann in der Folge die weiter hergeholten Pigmente wie Chromoxidgrün, Kobaltblau, Nickeltitangelb und Umbra (ein Gemisch aus Manganoxid, Eisenoxid und Ton). Als Füllstoffe verwendete man Kreide und Kalkspat, Dolomit, Kaolin, später Bleiweiß, Zinkweiß und Titanweiß. Die Pigmente waren damals noch relativ grob. Dadurch erhielt sich eine Grobporigkeit und Wasserdampfdurchlässigkeit auch beim Einsatz öliger Bindemittel. Es gab damit auch noch keine größere Gefahr von Verstockungen und Nassfäule im Holz. Diese Gefahr setzte erst später ein, als die Bindemittel dichter und die Pigmente feiner wurden. Die Verwendung dieser selbst hergestellten Farben hat auch heute noch ihre volle Berechtigung zum Einsatz auf alter, unverdorbener, freigewitterter oder freigelegter Holzsubstanz. Sie entsprechen den neuen Richtlinien der VOZ-Verordnung, da Sie frei von synthetischen Lösungsmitteln verarbeitet werden können. Auf Untergründen, die schon einmal mit Kunstharz-, Alkydharzfarben oder anderen noch dichteren Anstrichen gestrichen wurden, sollte der Denkmalpflegefachmann den Einsatz guter diffusionsoffener Wetterschutzfarben prüfen.
 

Lehmverputz als Holzschutz

Als weiterer Schutz für die Blockstuben und Blockhäuser (das betrifft die waagerecht verlegten Hölzer den Erdgeschosswänden) wurde gebietsweise der Lehmverputz eingesetzt. Das kann man vorwiegend in dem heute noch zweisprachigen Gebiet der Ober- und Niederlausitz sowie der Westlausitz vorfinden. An diesen Häusern wurde das rohe Holz nicht geölt, sondern der Lehmverputz auf das rohe Holz aufgebracht. Dazu wurden Löcher in das Holz gebohrt. In die Bohrlöcher wurden Holznägel eingesetzt, die man vorstehen ließ, mit wassergeweichten Strohwickeln umwickelte und darauf den Lehmverputz in einer durchschnittlichen Stärke von 3-4 cm aufbrachte. Dieser wurde nach der Trocknung an der Oberfläche wie die Gefache des Fachwerkes behandelt, die noch beschrieben werden. Dieses Vorgehen hielt das Holz trocken, solange es im Erbodenbereich nicht mit ständig aufsteigender Nässe in Verbindung kam. Diese Art des Blockstubenverputzes diente nicht nur dem Schutz der Blockenstubenhölzer, sondern auch der Winddichtheit und Dämmung. Auch diese Methode ist unter heutigen Bedingungen mit entsprechenden handwerklichen Fachkenntnissen oder mindestens unter guter Anleitung machbar.
 

Der Schutz von Türen und Fenstern

Anfänglich wurden Fenster und Türen nur heiß geölt. Später finden sich Spuren von weißen Fenstern, deren Anstrichstoffe sehr fette Öltempera- oder Ölfarben waren. Öltemperafarben waren mit Sicherheit im Außenbereich nicht lange haltbar und mussten öfter erneuert werden. Ölfarben hingegen waren langlebig. Wir finden jedoch auch farbige Lasuren und Ölfarben vor, deren Anwendung und Beschaffenheit an der Fassadenholzsubstanz schon beschrieben wurde. Für die Anwendung an Türen und Fenstern wurde lediglich durch einen Zusatz von Trockenstoffen die Blockfestigkeit etwas verbessert. Blockfeste Farben wie heute gab es damals jedoch kaum. Bei der Restaurierung historischer Fenster kann man heute noch die alten Techniken anwenden, wenn man auf die Blockfestigkeit (Nachhaften der Farbe) verzichtet.
 

Schutz von Metallteilen

Metallteile waren meist aus Schmiedeeisen oder später aus Messing. Die Eisenteile erhielten schon in der Schmiede eine Behandlung, indem das noch heiße Eisen kurz in Leinöl oder Firnis getaucht wurde. Die Rückstände wurden abgewischt. Nach dem Auskühlen der Teile wurden Sie mit einem Graphit-Leinölgemisch mehrmals übertupft und hatten damit einen perfekten Korrosionsschutz. Vornehme Eigentümer bevorzugten eine Verzinnung roher Eisenbeschläge.
 

Steinsichtiges Mauerwerk

Steinsichtiges Mauerwerk kam hauptsächlich an Trocken- oder trockenversetzten Stützmauern zum Einsatz. Hier wurde es nicht verfugt. An Gebäuden kam steinsichtiges Mauerwerk nur sehr selten vor, da man um die Gefahr der Ausspülungen von Lehmmörteln wusste. Nur bei Gebäuden mit festem Kalkfugenmörtel konnte man Steinsichtigkeit erleben. Das Fugenwerk bestand dabei aus einem sehr grobkörnigen Kalksandgemisch, bei dem das Kalkbindemittel und die Feinanteile des Sandes beim Verfugen an die Oberfläche gezogen wurden und dort eine glatte, wetterfeste Schicht ergaben.
 

Der Schutz der Putzflächen

Die Ausfachungen in den Spitzgiebeln, den Obergeschossen der Gebäude sowie den Massivmauerwerksteilen der Häuser wurden vom Kleiber (im sorbisch-wendischem Sprachgebrauch Wolepjar - zu deutsch Bekleber genannt) in Lehmbauweise ausgekleidet und verputzt. Die Oberfläche des frischen Lehmputzes, welche mit einem Holzkamm, einem abgenutzten Besen oder einfach auch nur mit den Fingerspitzen aufgekämmt wurde, erhielt nach dem Erstarren des noch feuchten Lehmputzes einen dünnschichtigen Oberputz aus einem Gemisch von Weißkalk, feinem Sand und geringfügigem Quarkanteil und Kälberhaaren. Auf den noch feuchten Putz folgt ein Anstrich aus Löschkalkmilch (Freskotechnik). Der ersten Kalkung folgten noch bis zu 5 weitere wasserdünne Kalkanstriche, denen geringfügig Firnis zugesetzt wurde. Der Firnis verseifte im Löschkalk und an der Oberfläche bildete sich eine Kalkseife, die im ab- gebundenen Zustand wasserunlöslich war. Diese Anstrichtechnik ist zwar heute noch denkbar, unter den Bedingungen der Luftverschmutzung, die im Zusammenhang mit Regen leichte Laugen und Säuren bildet, jedoch nicht mehr ausreichend und langjährig haltbar. Zur Abtönung der Kalkfarben war ein Zusatz von maximal 5 % Trockenpigment möglich. Mehr kann der Kalk nicht abbinden. Freunde der Kalkfarbe wenden diese Technik noch heute an, müssen jedoch einen kürzeren Renovierungszyklus einplanen. Heutiger Ersatz mit ähnlichen Eigenschaften wie die des Kalkes, ist eine Silikatdispersionsfarbe. Auch hier ist die Materialauswahl vom Handwerker zu prüfen, da es hier große Unterschiede in der Menge des Dispersionsanteiles gibt.
 

Zusammenfassung der Farbgestaltungsmöglichkeiten an den Fassaden der Umgebindehäuser

Zusammenfassend zur Farbigkeit der Fassaden kann festgestellt werden, dass die material- technischen Möglichkeiten auch die Farbgebungsmöglichkeiten vorgegeben haben. Sie war daher bei den älteren Bauten von ihren Anfängen bis in das 17. Jahrhundert aus den materialtechnischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten an eine einfache Farbgebung gebunden und nicht sehr umfangreich. Das betrifft alle Gebiete der Umgebinde- und Blockbauweise. Die Farbpalette an den Holzteilen reichte von einem steingrauen (holzpatinierter Farbton) zu dunkelbraunen, rotbraunen, aber auch schwärzlich lasierenden, holzsichtigen Farbtönen. Die ornamentale Wirkung des Fachwerkes beruhte auf dem Kontrast von Linien und Flächen und ebenfalls auf dem Reiz der verschiedenen Oberflächenstrukturen von Putz und Holz. Dächer aus Holzschindeln, welche dieselbe Holzschutzbehandlung erhielten und auch die Stroh- und Schilfdächer, ordneten sich dabei farbig gut ein. Gebietsweise erhielt sich Farbigkeit bis in das 19. Jahrhundert. Es gab aber auch schon ab Ende des 16. und 17. Jahrhunderts Mehrfarbigkeit an den Umgebindehäusern. Allen voran waren es jedoch die wohlhabenden Teile der Bevölkerung (Gutshäuser, Faktorenhäuser), die sich Farbigkeit leisten konnten. Dabei wurden Natursteintürstöcke, Haustüren oder auch Fenster und Fensterrahmungen mit ihren Zierelementen wie floraler Schmuck, Schriften oder andere Darstellungen farbig abgesetzt. Sogar Blattgold kam hin und wieder zum Einsatz. Die Annahme, dass der Hirschfelder Winkel und Dittelsdorf hauptsächlich schwarz-weiß, die Orte um Großschönau und dem Mandautal in warmen Brauntönen, die Schieferlandschaft um Obercunnersdorf blau-weiß, die Landschaft um Bautzen dunkelbraun-weiß, die Sächsische Schweiz sehr farbig und die Umgebinde- und Blockbauweise nördlich von Bautzen und der Niederlausitz bis in den Spreewald schwarz-weiß waren, kann man nicht verallgemeinern. Jüngere Untersuchungsergebnisse bringen immer wieder neue Erkenntnisse. Das bestärkt auch die Auffassung der Denkmalpfleger, dass jedes Haus seine eigene Untersuchung braucht.
 

Die Farbgebung im Innenraum

Auch bei der Gestaltung im Innenraum gab es bauzeitliche, territoriale und besitzerabhängige Unterschiede. Anfangs war die Ausführung kaum besitzerabhängig. Das Holz der Blockstubendecken wurde geölt, jedoch nicht so intensiv wie außen. In den meisten Fällen wurde auch nur mit Firnis abgerieben. Nach der Eintrocknung der Firnisschicht erfolgten dann Wachsungen mit gelöstem Bienenwachs. Dies ermöglichte eine leichtere Pflege für die Zukunft. Die Möglichkeit der Pflege musste man sich erhalten, da der Verschmutzungsgrad durch Talglichter, Bienen- wachskerzen und durch undichte Küchen, die sogar offene Feuerstellen hatten, relativ hoch war. Mit Beginn des 18. bis in das 20. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Farbgestaltung rasch zu. Besonders gut situierte Eigentümer wollten hinter den Bedürfnissen der Städter und des Adels nicht mehr zurückstehen. Maler, Farbgestalter und überhaupt spezialisierte Handwerker waren nun auch im Umgebindehaus gefragt und tätig, wenn auch die Ansprüche in Dörfern noch nicht so hoch waren wie in der Stadt. Dabei kam es auch zu einer umfangreicheren Anwendung von Farbpigmenten (wie sie auch im Außenbereich Anwendung fanden), in Kasein-, Öltempera-, Wachsfarben, Ölfarben und Lasuren. Die beiden letzteren wurden im Innenraum jedoch wesentlich magerer eingestellt als im Außenbereich. Bleiweiß wurde im Innenraum wegen seiner Vergilbungsbereitschaft, weniger wegen seiner Giftigkeit gemieden. Im Allgemeinen begann man in dieser Zeit auch am Umgebindehaus dem modischen Trend zu folgen. Das betraf auch die Anstrichtechniken, Schmucktechniken und sogar Tapeten. Diese Feststellung wurde bisher wieder nur in den südlichen Teilen der Oberlausitz, Nordböhmens und östlich der Neiße getroffen. In der Broschüre Südlausitzer Umgebindehäuser wurde wie folgt schon richtig beschrieben: "Bis 1850 erlebte unser Haus eine Fülle von schmückenden Einzelheiten; Stilrichtungen des Spätbarock, des Rokoko, des Klassizismus, der Neobaustile. Sie alle werden "mitgemacht" und schlagen sich als durchaus eigenständige volkstümliche Leistungen nieder." Es entstanden dabei kleine Meisterwerke der Handwerkskunst. Dabei war das immer hervorragender und vielseitiger ausgebildete Malerhandwerk mit an der Spitze. Befunduntersuchungen bestätigen, dass für die nördlichen Gebiete dieser Trend nicht eintrat. Hier kommt es erst in der Mitte des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts zu Schabloniertechniken und später zu Walztechniken an den farbig gestrichenen Wänden.
 

Umbaufehler und Renovierungsschäden

Die schneller werdende Entwicklung im Bauwesen sowie Bauhandwerk und das Aufkommen der industriellen Baustoff- und Farbenindustrie brachte auch für das Umgebindehaus eine neue Schadensbildentwicklung mit sich. Dichtstoffe und dichter werdende Lacke und Farben machten die Oberfläche der Hölzer wasserdicht und wasserabweisend. Sie ließen jedoch auch keinen Luft- und Fuchtigkeitsaustausch zu. Holz- und Mauerwerk litten unter den veränderten Bedingungen. Es entstanden Schwindungen und Rissbildungen. Sie wurden zur Gefahrenquelle für den Fortbestand der Bausubstanz. Putze durchfeuchteten und Holzbauteile verstockten. Bauschädliche Salze, tierische und pflanzliche Schädlinge breiteten sich in der Folge aus und erzeugten Unzufriedenheit und Unbehagen unter den Eigentümern. In solchen Fällen ist der Rat fachkompetenter, spezialisierter Handwerker oder Restauratoren gefragt, die mit geeigneten Fachkräften Schäden diagnostizieren, beheben oder Eigenleister unterstützen können.

Fehler im heimwerkerischen Umgang mit historischen und modernen Materialien, aber auch handwerkliches Unvermögen aus Mangel an denkmalpflegerischer Sachkenntnis, gefährlicher Geschäftssinn im unqualifizierten Materialhandel und Leistungen von Betrieben ohne Nachweis von denkmalpflegerischen Qualifikationen sollten vermieden werden.
 

Die heutigen Anforderungen an die Wohnbedürfnisse der Umgebindehausbesitzer

Die Anforderungen an die Wohnbedürfnisse der Umgebindehausbewohner sind sehr unterschiedlich. Häufig besteht der Wunsch, dass man alle Vorzüge moderner Bauten genießen möchte. Dabei wird oft außer Acht gelassen, welche Nachteile moderne Bauten haben können und es fehlt der Rat, welche Vorzüge die Originalsubstanz oder historische Baumaterialien für das Wohlbefinden haben können.
 

Der Einsatz neuer Anstrichstoffe und Werkzeuge

Neue Anstrichstoffe, Holzschutzmittel, dazugehörige Arbeitstechniken und Werkzeuge haben mit Sicherheit wirtschaftliche, aber auch gesundheits- und umweltschonende Hintergründe. In der Farbenindustrie wurden nach heutigem Wissensstand in der zurückliegenden Zeit auch gravierende Fehler gemacht, aber es war der Stand der Technik der jeweiligen Zeit. Viele derzeitig in Vertrieb befindlichen Neuentwicklungen von wasserverdünnbaren Lacken, Farben, Lasuren und Dichtstoffen eignen sich in Ihrer Verwendung nur bedingt oder gar nicht am Umgebindehaus. Das betrifft auch die Handwerkszeuge, mit deren Einsatz nicht immer die Handarbeitsspur als historisches Merkmal erkennbar ist. Für den Heimwerker, auch manche Handwerker oder Ich-AG's ohne denkmalpflegerische oder ordentliche, handwerkliche Berufsabschlüsse (z.B. Handwerksmeister und Restaurator im Handwerk) können den Markt nicht mehr übersehen, um die fachlich richtige Auswahl zu treffen zu können.
 

Der Einsatz historischer Anstrichstoffe und Werkzeuge

Historische Farbrezepturen enthalten keine Gifte, wenn der Einsatz von Schwermetallen und der Einsatz von giftigen Konservierungsmitteln entfällt. Der Einsatz giftiger Stoffe bei der Herstellung von Farben nach historischen Rezepturen kann heute problemlos vermieden werden. Denkmalpflegehandwerker mit Profil stellen diese noch selber her. Es gibt jedoch auch Naturfarbenhersteller, die ähnliche Produkte führen. Nachteile solcher Produkte sind längere Trocknungszeiten. Verarbeitungswerkzeuge sind hier Bürsten und Pinsel, die eine Pinselstruktur erzeugen.

Im Anhang werden Beispiele historischer Materialrezepturen aufgeführt. Diese Angaben haben einen rein informatorisch-bildnerischen Zweck. Für die Anwendung sollte jedoch eine Fachfirma hinzugezogen werden. Dabei sind mit einigem handwerklichen Geschick auch Eigenleistungen unter handwerklicher Anleitung denkbar.

Grundsätzlich ist noch einmal zu betonen: "Allein der Wille genügt nicht zur Ausführung denkmalpflegerischer, restauratorischer Handwerksleistung." Auftraggeber müssen sich vor der Vergabe von Aufträgen, die entsprechenden Qualifikation und die Referenzen, auch zum Material, vom Auftragnehmer vorweisen lassen, damit Arbeit nicht nur zu einer Frage des Preises, sondern auch der Qualität wird.

Historische Materialrezepturen

Abbeizer (Zwingerpaste)

Zusammensetzung für eine Menge von ca. 80 kg Zwingerpaste:

  • 20 kg Natronlauge
  • 3,6 kg Schmierseife
  • 0,7 kg Kalkstaub (Mammutkalk oder Löschkalk)
  • 6,3 Eimer Holzschleifstaub

Die Bestandteile werden ohne Natronlauge mit etwa 4 Eimer Wasser intensiv gemischt und abschließend wird vorsichtig die Natronlauge zugegeben. Schutzbekleidung, Brille, Gummi- handschuhe benutzen. Vorsicht: Giftig und stark ätzend. Die Neutralisierung erfolg mit Essig- wasser.

Kalkfarben

Kalkfarben bestehen aus stark verdünntem, grubengelöschten Weißkalk. Der geringe Zusatz (ca. 3-5 % der Gesamtmenge) von kalkechten Pigmenten (natürliche Erdpigmente und Eisen- oxidpigmente) ist möglich. Ein Zusatz von Leinölfirnis (etwa 0,7 Liter pro Eimer) ermöglicht das Bilden einer Kalkseife und einer wetterfesteren Oberfläche.

Kalkkaseinfarbe

Der Zusatz von Kasein kommt nur in Betracht, wenn eine starke Farbigkeit durch hohe Pigmentanteile an handgemalten Verzierungen oder Ähnlichem eine höhere Bindemittelkraft verlangen, als der Kalk bieten kann. In diesem Falle sollte dann auf jeden Fall eine Verseifung mit unlöslicher Kalkseife erfolgen.

Leimfarben

Leimfarben kommen nur bei Restaurierungen von Innenräumern in Betracht, falls eine wertvolle und seltene Leimfarbengestaltung vorliegt. Andernfalls sollte man auf eine Kalkfarben- oder Kalkkaseintechnik übergehen. Das Pigment bei Leimfarbe ist Kalk, das Bindemittel Knochenleim oder später Pflanzenleim aus Getreide oder Kartoffelstärke. Dieser Anstrich ist extrem feuchtigkeitsempfindlich und extrem schimmelgefährdet.

Ölfarben

Ölfarben werden aus Pigmenten, Firnis, Standöl und Trockenstoffen (sikkativ) hergestellt. Die Zutaten werden in entsprechenden Anteilen in eine Walzen-Farbmühle gegeben und fein gemahlen. Dabei entsteht ein langöliger, noch relativ diffusionsoffener Ölfarbenanstrich.

Rostschutzfarben

Rostschutzfarben werden wie Ölfarben hergestellt. Bleimennige ist als Pigment nicht mehr zugelassen, nur noch mit Ausnahmegenehmigung. Eisenoxidpigmente erfüllen den Zweck annähernd. Für die Schlussanstriche ist als Pigment Graphit oder Eisenglimmer einzusetzen. Der letzte Anstrich darf nur getupft werden.

Holzschutzmittel

Holzschutzmittel sind den Verwendungszwecken entsprechend nur durch Fachbetriebe oder unter Anleitung von Fachbetrieben einzusetzen.

Fassadenfarbe

Die Gefache der Umgebindehäuser sind wie oben beschrieben mit Kalk oder Kalkkaseinfarben zu behandeln. Bei extremer Belastung ist im Lehmputzbereich auch der Einsatz von Dispersionssilikatfarbe mit einer Luftschichtdicke Sd Wert < 0,01 m, Trockenschichtdicke
Klasse 1 (sd<0,14 m) möglich. Die Standzeiten bei frischem Putz von 1 Tag pro 1 mm - Putzstärke ist unbedingt einzuhalten.
Bei einem Reinkalkputz nach historischer Ausmischung kann auch ein Reinsilikatfarbensystem gestrichen werden. Die Standzeiten bei frischen Putz von 1 Tag pro 1 mm - Putzstärke ist unbedingt einzuhalten.