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Farbton und das Umgebindehaus

(Lit. 1, 4h)

Was ist Farbe in der Architektur? Diese Frage im Bereich der Farblehre ist beim Sanierungs-entwurf von hoher Relevanz. Farbe ist die für das Auge sichtbare äußere Schicht des Materials. Wichtig ist, dass die Gesamtharmonie eines Erscheinungsbildes nicht nur von der Farbe im Sinne der Farbsubstanz herrührt, sondern anteilig durch die Materialbeschaffenheit roh belassener oder bearbeiteter Teile bewirkt wird. So werden durch Meißeln einer Steinsorte hellere oder dunklere Partien entstehen. Und die Oberflächenstruktur, die Größe der Körnung oder die Tiefe von verwitterten Holzfurchen bestimmen den Schattenanteil und bewirken damit einen verdunkelnden Effekt. Dann gibt es noch die Farbwirkung des Himmels und der tages- und jahreszeitabhängigen Sonnenfarblichkeit, die entscheidenden Unterschiede beim gleichen Haus, scheinbar aus dem Nichts, zaubert. Nicht zuletzt beeinflusst auch die Pflanzenwelt in Hausnähe die Wirkung der Hauptfarbe an einem Haus. Nach dieser kleinen Einführung zur Farbe, die vor allem warnen will, auf absolute Urteile in dieser delikaten Frage zu setzen, können wir wenige denkmalrelevante Aspekte behandeln. Man sollte bedenken, dass die Farbe außen aus Gründen des Wetterschutzes anderen Ansprüchen genügen muss als innen.

Dunkelbraun bis fast schwarz für das konstruktive Holz

Ein traditionell häufig angewandter Farbton für die konstruktiven Teile Stützen und das Umgebinde ist dunkelbraun, was auf alte Holzschutzfarben zurückzuführen ist (z.B. Carboleum, Xylamon, Altöl). Häufig wird in den sichtbaren Balkenoberflächen des Fachwerks im Obergeschoß die gleiche Farbe fortgeführt, mit traditionell weißem Anstrich der füllenden Felder. Anders als in typischen Fachwerkgegenden in Südwest- und Westdeutschland sind die Fachwerkfüllungen kaum noch mit den Balken begleitenden dünnen Farbstrichen gefasst. Die sonstigen verzierenden Elemente sind wohl derart vielfältig am Umgebindehaus, dass man auf diese architektonische Verzierung verzichtete. Die dunklen Farbstoffe, welche relativ diffusionsoffen waren, verringerten die Sichtbarkeit von Verwitterungsschäden. Bei der altertümlich rustikalen Farbgebung in Dunkelbraun kann man auch die Blockstube mit gleicher Farbe behandeln. Die Farbe der recht kleinen Fensterrahmen, in klarem Gegensatz zum Dunkelbraun, ist häufig weiß. Wesentlich für die Wirkung ist dabei die handwerklich korrekte Ausführung der nach außen schräg abfallenden hölzernen Fensterbank (eventuell hellgrau gestrichen) und der Fensterprofilierung oder des in einer bewegten Kontur gesägten Brettrahmens um das Fenster.

Die äußere Farbe der Bohlen und Blockbauteile

Im Prinzip kann man die Blockstube außen ähnlich malen wie das Umgebinde. Vorsicht ist hier geboten, weil unterschiedliche Bautraditionen, nicht nur geballt an einem Ort sondern auch gemischt vorkommen. Insbesondere in Tschechien (Böhmen) sind Stubenkonstruktionen üblich, bei denen Stämme oder Halbstämme rechteckig gesägt werden, mit Beibehalt der Stamm-rundung, ohne Rinde. Der Vorteil ist, dass man relativ wenig Sägeverluste hatte. Beim Zusammenbau entstehen einige cm dicke und nicht kerzengerade Fugen. Sie werden traditionell mit verschiedenen Substanzen wie gefetteter Wolle, Flachs oder Lehm gefüllt und dann in kontrastierendem Weiß gestrichen. Es fällt auf, dass in dieser Tradition auch Stuben im Obergeschoß vorkommen, möglicherweise daher rührend, dass in Bergdörfern die Formänderungen durch langsam wachsendes Holz gering blieben. Es ist zu beachten, dass dieses rustikale Fugendetail bei vielen anderen Stuben einfach entfiel, zugunsten einer einheitlichen Farbe der gesamten Wandfläche. Die Denkmalpflegebehörde wird in der Regel das bauliche Ensemble charakterisieren und zur Weißmalung der Fugen dann raten, wenn die Umgebung des Hauses entsprechende Häuser aufweist, bzw. wenn einzelne Häuser als wichtige Sonderbeispiele gesehen werden, wie in Neusalza-Spremberg das Reiterhaus (Lit. 4s, 5).

Das bessere Holzhaus - Umgebindehaus interpretiert als Steinhaus

Architektur ist voller Symbolik, und das gilt auch für Volksarchitektur, wozu das Umgebindehaus gehört. Es gibt viele Hinweise an Holzhäusern, dass man versuchte, Stein zu imitieren. So gibt es Holzkirchen, die mit einem Metallblechüberzug in Steinverband versehen sind (Insel Chiloe, Chile, erbaut von Nachfahren aus dem Schwarzwald). Beim Umgebindehaus besteht schon der prominente Türstock aus Naturstein, sowie das Steinteil und der Steinsockel als Fundament der Bohlenstube. Auch die harte Dachbedeckung fügt sich in die Reihe. Alle sind Relativierungen der Interpretation, es handele sich um ein „reines“ Holzhaus. Sieht man genauer hin, so wird man bei manchen Häusern, vor allem im Bereich des Blockbaus, aber auch in der Verschalung des Fachwerkteils großformatige Steinverbände (rund 20 cm hoch) durch eingeritzte Fugen erkennen. Die Farben dieser Holzteile sind durchweg rot (Ziegelimitation) oder grau bis ocker (Natursteinimitation). Das Wort Imitation braucht hier nicht unbedingt negativ gesehen zu werden. Hier haben wir schon einen zweiten Hinweis auf eine historisch begründbare Farblichkeit.

Architektonische Verfeinerungen in der traditionellen Farbgebung (Lit. 3, 4g)

In jüngeren Zeiten, wo städtische Strukturen immer näher an die Lage vieler Umgebindehäuser gerieten, hat man auch andere Farben (grau, rötlich, grün) für die Holzkonstruktion gewählt, was bei genügender Wartung gestalterisch positiv wirkt. Man wollte wohl weg vom bäuerlichen Holzhauscharakter und hin zu architektonisch bedingten Stilen. Davon zeugen die klassizistisch anmutenden Verzierungen um die Fenster, in gleicher Farbe. Es handelt sich um kleine Säulen mit Kapitellandeutung, eine Zahnleiste oder einen Tympanon (Giebeldreieck). Welche Möglichkeiten der Differenzierung gibt es an den Holzteilen des Umgebindehauses? Die eine Gruppe betrifft die beschriebenen Konstruktionsteile und die Stube. Dann gibt es die Fenster und dazu die verzierenden Elemente (Spätbarock oder Klassizismus). Es folgt die Eingangstür im Türstock. Schließlich gibt es eventuell die über die handwerkliche Konstruktion hinausgehende hölzerne Gesimsprofilierungen an der Dachtraufe. Es hat sich bewährt – wenn man nicht all zu mutig veranlagt ist – die Farbharmonie dadurch einzuhalten, dass man gleiche Farben wiederholt einsetzt, z.B. in allen Fenstern, Türen und Gesimsen. Eine zweite Strategie kann es sein, Ton in Ton mit Probeflächen (sog. „Farbachsen“) auszuprobieren, z.B. weiße Fenster neben hellgrauen Konstruktionsteilen. Mit Erfolg hat man auch für den Massivteil ähnliche Farben gewählt, wodurch die verschiedenen Teile des Hauses als zusammengehörend erscheinen und die Gesamtheit betont wird.

Vertäfelungen und Schieferwände

Als Wetterschutz fand man schon früh zu verschiedenartigsten Methoden der Verschalung vor dem Fachwerk vom Obergeschoss und Giebel. Fachwerkfüllungen aus Lehmstaken mit Lehmputzoberfläche können bei fehlender Wartung und Nichtbeachtung der handwerklichen Sorgfalt an den Fugen mit dem Fachwerk abreißen. Zugerscheinungen, das Eindringen von Feuchte und Wärmeverluste sind die Folge. Eine hinterlüftete Verschalung galt schon früh als hochwertige Alternative der Außenhaut.

In der jetzigen Zeit bietet die Vertäfelung einen Anlass, den Wärmeschutz mit Dämmplatten außenseitig – dadurch technisch einwandfrei – unterzubringen. Aus architektonischer Sicht sollte eine möglichst dünne Dämmschicht und sorgfältigste Detaillierung als angebracht gesehen werden. Klar ist, dass dieser Hinweis einen gewissen Konfliktstoff gegen die Sichtweise des Bauphysikers liefert, aber redlich isolierende Dämmplatten von wenigen cm Dicke sind in Entwicklung. Die einfachsten Vertäfelungen wurden wieder in Dunkelbraun gehalten. Aus konstruktiven Gründen fand man schnell zu einer Zusammenstellung dieser Flächen als vertikaler Verbretterung, die von einer dünneren vortretenden Latte über den Fugen gehalten wurden. Konstruktiv braucht die Planke nur einseitig genagelt zu werden und Formänderungen durch Schwund oder Quellung können durch Verschieben unter der ebenfalls mit einer Nagelreihe gehaltenen Latte aufgenommen werden. Es hat sich dabei durchgesetzt, beide Holzteile in kontrastierender Farbe zu malen, z.B. grün und rot („Rinderblut“). Die unteren Enden vertikaler Verschalungselemente, mit Bögen und ausgerundeten Einkerbungen sind übrigens mehr als nur Verzierung. Sie stellen sicher, dass am unteren Ende der Latten Taufeuchte und Kondensat sich nicht länger aufhalten kann, was zur kapillaren Durchfeuchtung des Stirnholzes führen würde und so Schäden vorprogrammiert wären. Die Zahnform bewirkt, dass sich die Feuchte in Tropfgröße sammelt und abtropft.

Die nächste Steigerung des Wetterschutzes war die Schieferwand. Das teure Material Schiefer, das eigentlich nicht zur Region gehört, ersetzte die Dachdeckung mit Holzschindeln oder Reet. Diese, auf alten Fotos noch sichtbare Dachdeckungen, galten als feuergefährlich und wurden später von der Baubehörde verboten. Die Möglichkeiten der Schieferdachdeckung, auch dekorativ geschwungene Formen wie Fledermausgaupen und Muster auszuführen, fanden eine Erweiterung in den Giebel- und Außenwandverschalungen. Wohl als Ballast auf rückkehrenden Schiffen, die die Handelsware Tuch aus der Oberlausitz in alle Welt transportierten, kam aus England hellgrauer und selbst rötlicher Schiefer neben dem dunkelgrauen Schiefer ins Land. Daraus entstanden dann die feinen Verzierungen mit Mustern und selbst Darstellungen wie Herzen und Jahreszahlen usw. Selbstredend ist diese Verzierung denkmalpflegerisch hoch eingestuft und sollte bei der Farbgebung des Hauses mit einbezogen werden. Da die Farbnuancen des Schiefers kaum noch auffindbar sind, oder nur teuer beschafft werden können, werden gelegentlich Platten in Ersatzmaterial eingesetzt. Nachdem der Einsatz von Asbestplatten verboten wurde, sind neue Materialien wie etwa aus Mineral- und Kunststoffgemisch entwickelt worden. Ihr langfristiges Verhalten ist aber noch ungeklärt. Auch hier gilt, dass bei Abriss eventuell die Schieferplatten sorgfältig und ohne Zerstörung der Nagellöcher für spätere Anwendung geborgen werden sollten.

Wissenschaftliche Farberkennung am Befund

Restauratoren können durch genaue Analyse der Bausubstanz eindeutige Aussagen zur Holzfarbe treffen. Die Denkmalpflegebehörde nimmt diese Art Hinweise, erbracht von qualifizierten Fachleuten mit der Unterstützung von chemischen Laboren, zum Anlass, ihre Vorschläge oder Auflagen zu formulieren. Tatsächlich gehört eine restauratorische Untersuchung des denkmalgeschützten Hauses zu ihren Auflagen, allerdings nicht nur, um Hinweise zum richtigen Farbton für die Sanierung oder Restaurierung zu bekommen, sondern auch zur Hausgeschichte. Historisch gesehen wechselte häufig der Farbton. Beeindruckend, wie geistesgeschichtliche, darunter auch Stilmoden, oder religiös bedingte Argumente eine Rolle spielen. So gibt es in Görlitz Steingewände aus der Renaissance, welche erst in Rot (Ziegel) und dann mit dem unbunten Grau gemalt wurden. Der farbenfrohe Barock wurde durch den eher in Tonnuancen gehaltenem Klassizismus abgelöst und in den Innenräumen einiger Kirchen der Region wurden die vormals mit Bibelparabeln bemalten Emporentafeln einfach weiß überstrichen, so dem neuen Pietismus Ausdruck verleihend.
Ähnlich ist es bei Umgebindehäusern. Technisch gesehen soll bei Farbbefunden darauf geachtet werden, dass die Farbe ausgeblichen ist und dass daher kräftigere Farbtöne bei der Ausführung erlaubt sind. Restauratoren geben acht, dass die Befundstellen in Fugen oder hinter angeschraubten Schildchen gewählt werden, um möglichst „frische“ Farbsubstanz zu erhalten. Bei den Innenräumen können Farbbefunde an Wänden und Türen oder Vertäfelungen der Stube durchaus mehrere Schichten feststellen. Die Restauratoren kratzen mit einem Skalpell vorsichtig eine Farbschicht weg, bis die nächste Schicht hervortritt. Man sieht dann eine Farbskala von kleinen Rechtecken nebeneinander. Als letztes sollte der rohe Untergrund erscheinen. Insgesamt rückt man heutzutage etwas weg vom Bild, dass man eindeutig das Alte rekonstruiert. Technisch gesehen steht mit Farbsystemen wie RAL (Reichsausschuss für Lieferbedingungen, seit 1927) und NCS (Natural Color Systems) sowie Farbsystemen von Anbietern wie Brillux Scala und Sikkens eine viel größere Farbpalette zur Verfügung, als in alten Zeiten der Hausmaler zu bieten hatte. Der Architekt sucht daher im Gespräch mit dem Bauherren und der Denkmalpflegebehörde eine harmonische Farbgestaltung, dabei auch die Dachdeckung und die Bodenbeschaffenheit (Terrasse, Wegplatten, Geländer usw.) mit einbeziehend. Briefkasten und Außenleuchten und selbst die eigentlich verpönte Parabolantenne für den Fernsehempfang lassen sich in passender RAL-Farbe anbringen.

Farbrestaurierungen

Eine wichtige Differenzierung gibt es zwischen jenen Originaloberflächen, die mit Farb-pigmenten oder gar Darstellungen durchsetzt sind, und die nach konservatorischer Bearbeitung erhalten werden sollen, und solchen, die neu gemalte rekonstruierte Motive enthalten. Bei den erhaltenswerten Originaloberflächen mit geblichenen Partien und eigener Patina sollte größte Zurückhaltung bei der Überarbeitung geübt werden. Die Aussage der Darstellung durch zu eindeutige neue Farbstriche wird entschieden geändert und das ist unerwünscht. Es handelt sich im Bereich Umgebindehäuser etwa um Balkendecken mit Farbfeldern zwischen den Balken, Türen, Vertäfelungen, Votivtafeln und mit Mustern bemalte Holzböden zur Imitation von hochwertigem Parkett oder Steinfliesen.

Was ist Patina eigentlich? Patina ist die in Laufe der Zeit sich chemisch veränderte Materialbeschaffenheit in Kombination mit Schmutzschichten. Letztere wurden über die Umgebungsluft aufgetragen. Bei konservatorischer Behandlung sollte darauf geachtet werden, dass zwar der Schmutz, nicht aber die Farbreste entfernt werden. Auch hier gilt größte Zurückhaltung und eher sollte man Schmutzpartikel belassen, als durch mechanisches Reiben mit Putzlappen und Lösungsmitteln der Oberfläche zu schaden. Da manche derart behandelte Wandflächen brüchig sind, wird man sie bei gegebenem Anlass schützen, etwa mit einer auf kurze Distanz gehaltenen, seitlich zur Lüftung offenen Plexiglasscheibe.

Materialwahl und Farbe

Hohe Bedeutung ist der Auswahl der materialsichtigen Baustoffe, die die Wirkung des Hauses mit prägen, zu widmen. Es ist schon sehr fragwürdig, dass der Materialhandel seit 1990 wahllos modisch bedingte Bausysteme anbietet, statt die Übereinstimmung in einer einheitlichen Bautradition zu suchen. Es gibt zwei gegensätzliche Positionen die beide nicht recht befriedigen. Es handelt sich entweder um die Baustoffe mit „strahlend perfekter“ oder die mit „künstlich patinierter“ Oberfläche. Zum Dach kann man feststellen, dass direkt nach 1990 viele Bauherren anfingen, mit einem berechtigten Skepsis gegen die Baumaterialien der DDR-Zeit, dieses zu erneuern. In der fast euphorischen Stimmung des marktwirtschaftlichen Umbruchs setzten viele auf kräftige Farben und auf Oberflächen die eine Perfektion andeuteten. Dabei kamen Dachziegel und Betondachsteine mit glänzend glasierter Oberfläche zur Anwendung. Diese haben bei einem Umgebindehaus aber in der Regel keine Begründung.

Die matten Töne der umgebenden Natur fügen sich nun mal besser zu einem leicht patinierten Dach, gedeckt mit (roten) Biberschwanzziegeln oder Schiefer. Auch die verfeinerte Engoben-Technik, bei der eine mattglänzende Farbe durch einen vor dem Brennen aufgebrachten Tonschlamm erzeugt wird, ist für das ländliche Umgebindehaus eher ungeeignet. Allerdings muss man feststellen, dass bei Umgebindehäusern mit typischen Stilmerkmalen (Barock, besonders Klassizismus) farbig engobierte Dachziegel stimmiger sein könnten als „einfach“ rote. Leider ist auch die künstliche Patinierung, der seit 2000 eine gewisse Perfektionierung widerfährt, nur bedingt für einen stimmigen Dachfarbton geeignet. Dabei erhalten die Ziegel durch unterschiedliche Brenntemperaturen oder durch andere Methoden verschiedene Musterungen und werden in bewusst wilder Mischung eingebaut. Je nach Qualität ist diese Art der Patinierung insbesondere dann statthaft, wenn es sich um Reparaturen von Teilflächen handelt. Zur Erläuterung dieses wichtigen Themas kann man auf die in Italien meisterhaft beherrschte Kunst, Dinge alt aussehen zu lassen verweisen. Neben direkten Betrugsversuchen steckt allerdings ebenso die wissenschaftlich fundierte Ansicht dahinter, eine ausdifferenzierte Restaurierung, häufig durch Rekonstruktion der alten Methoden und Materialien, zu erzielen. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist die Sache einfach. Genau so, wie der Anblick eines Ensembles auch früher Akzentverschiebungen widerfuhr, wenn Dachziegeln neu gedeckt wurden, kann man auch jetzt ein dezentes einheitliches Rot für das Dach wählen und die Patinierung über die Zeit zur Wirkung kommen lassen. Ähnliche Überlegungen sollten bei der Bepflasterung gelten.

Farbexperimente

Zurzeit gibt es einen Hang, das Holz am Haus mit Firnis oder mit der natürlichen Oberfläche hell zu belassen. Es wird dabei eine Holzpatina in natürlicher Vergrauung angestrebt. Man kann die Meinung vertreten, dass Natur belassenes Holz im Hausinnern gut passen kann. Es ist eben sinnvoll, hell einzurichten wegen den traditionell kleinen Fensteröffnungen. Für diese Region kann man beobachten, dass viele Beispiele mit natürlicher Oberfläche im Außenbereich unausgereift wirken: In der relativ feuchten Witterung werden die gewünschte Effekte verfehlt und es treten Anzeichen der – ungleichmäßigen – Verwitterung zu auffallend hervor. Auch in der plastischen Wirkung zwischen Umgebinde und der zurückliegenden Bohlenwand wirkt die einheitliche hellbraune Farblichkeit unsicher. Diese Meinung sollte aber nicht als Regel gesehen werden und – in gemäßigter Form – können Experimente und gestalterische Freiräume im Sinne der Weiterentwicklung einer historischen Tradition, ihren Platz behalten.

Farbe der Blockstube (innen)

Die Holzstuben sind traditionell kaum in „Verkehrsweiß“, also einem heute viel verwendetem Hellweiß, gestrichen. In der Regel wurden in jüngerer Zeit leicht lasierende (durchsichtige) Farbtöne wie Hellgrün oder Hellblau und andere gewählt. Selten kamen Rosenmalereien als Verzierungen dazu, mittig auf die Holzschiebeläden gemalt, in allerdings variierender Qualität. Die satt gealterte, natürliche Holzoberfläche aus der Entstehungszeit, eventuell zur Aufhellung gelaugt, ist eine gute Alternative. Als Farbakzent, in einer im Farbspektrum kontrastierende Farbe, dienten die Fliesen des Ofens oder der Bodenfläche.