Arten der Umgebindehäuser und ihre historische Nutzung
Die Umgebindehäuser wurden, wie ihre Vielgestaltigkeit zeigt, unterschiedlich genutzt. Es ist jedoch ein klares Grundprinzip zu erkennen.
Das Erdgeschoss war in Stube, Flur und Stall getrennt. Der Bau eines Obergeschosses richtete sich nach dem benötigten Platz und nach den zur Verfügung stehenden Mitteln des Bauherrn.
Die Stube wurde in erster Linie zum Aufstellen der Webstühle und zum Wohnen genutzt, da es zumeist der einzige beheizbare Raum im Haus war.
Der Stall diente zur Unterbringung der Tiere und als Lagerraum. Seine Größe richtete sich nach den Bedürfnissen der Bewohner.
Der Flur erschloss das gesamte Haus. Reichte der Platz nicht mehr aus, wurden Lagerräume und Stall in Nebengebäude verlagert.
Weberhäuser
Weberhäuser weisen sehr kleine Grundrissmaße von 6 x 10 m auf und hatten selten ein Obergeschoss. Man baute nur je 2 Joche auf der Trauf- und der Giebelseite. Der Stall wurde meist nochmals in Stall und eine kleine Kammer geteilt. Die Scheune entfiel, da der Boden als Lagerraum ausreichte.
Kleinbauern- und Weberhäuser
Kleinbauern- und Weberhäuser weisen die typische Teilung in Stube, Flur und Stall auf, wobei der Stall jedoch meistens hinten eine vom Flur aus zu begehende Kammer besaß. Der Stall wurde zur Viehhaltung genutzt. War eine separate Scheune nicht notwendig, wurde einfach eine vierte Zone als Scheune angebaut.
Bauernhäuser
Bauernhäuser wurden genutzt wie das Kleinbauernhaus. Sie besaßen jedoch meist ein Obergeschoss, dessen Kammern unterschiedliche Verwendung fanden, und eine Scheune als Lagerraum. Mitunter wurden die Scheune und der Stall als Nebengebäude errichtet. Es entstanden die Dreiseitenhöfe.
Faktorenhäuser
In den Faktorenhäusern wurden die Bereiche oft noch mehrmals untergliedert. Sie besaßen zum Teil einen Schauraum für den Verkauf der Waren, verschiedene Arbeitsräume (z.B. für den Blaudruck oder die Mangel) und eine separate Küche. Die Stallzone wurde in der Regel zum Lagerraum umfunktioniert. Die Umgebindezone der Faktorenhäuser wurde immer kleiner und betrug zum Teil nur noch 20 % der Gesamtfläche. Faktorenhäuser haben immer ein Obergeschoss. Auch hier konnten die Lagerräume in Nebengebäuden untergebracht werden. Es entstanden Zwei- oder Vierseitenhöfe.